Licht am Ende sichtbar… Lock-down – mein Blick
Eigentlich wäre ich jetzt in Portugal bis nach Ostern gewesen. Lissabon über Porto nach Faro. Zwei Wochen mit dem Mietwagen. Stattdessen ist Reisen abgesagt und Distanz halten angesagt.
Den Entschluss nach Portugal zu fliegen, haben wir Ende Februar gefasst. Die ungefähre Reiseroute, d.h. Start und Endpunkt, war rasch festgelegt. Flexibel sein und bitte nicht wieder an den Startpunkt zurückkehren, denn das kostet Zeit. Die Flüge mit der portugiesischen Fluglinie waren gebucht. So rasch wie sie mitsamt reservierten Zimmern drei Wochen später wieder storniert waren. Die Fluglinie war hier sehr flexibel, nachdem fast kein Flughafen in Europe mehr offen hatte, und stellte Gutscheine über den gesamten Flugpreis aus.
Erste Erkenntnis: nicht panisch werden und sofort alles stornieren – egal, was es koste. Abwarten, schauen, was passiert, welche Maßnahmen bietet das Unternehmen an. Anfangs waren es nur wenige Destinationen, die kostenfrei stornierbar waren. Die Anpassung erfolgte nach Betroffenheit der Länder vom Virus.
Diese Fluglinie ist gut strukturiert, auch in der Krise – und gibt klare, nachvollziehbare online Step-by-step Anleitungen auch in deutscher Sprache. Die Bestätigung am Bildschirm wurde in portugiesisch angezeigt. Kein Problem, denn ein Screenshot ist schnell gemacht und ein Übersetzungsprogramm gibt den Wortlaut in Deutsch wieder. „Sie haben folgende Bearbeitungsreferenz erhalten. Wir bemühen uns…..“ Die Ausstellung der Gutscheine zeitnah und das Telefonservice auch ausprobiert: man kommt in der Früh an der Hotline durch.
Zweite Erkenntnis: ein klares Ziel – zufriedene Kunden zur Sicherung des Unternehmens ermöglichen viel, sogar ein Online-Service, das (fast) jedes Kundenherz höher schlägen lässt: klare, eindeutigen Anweisungen für den Benutzer, damit dieser selbständig gewünschte Aktionen durchführen kann, die dazupassenden Hilfe- und Info-Felder zur Verfügung stellt, diese gut lesbar sind und verständlich inhaltliche Fragen beantworten, die dahinter liegenden Prozesse zur Weiterverarbeitung des Kundenanliegens nahtlos anschließen.



In den ersten Wochen des Zuhausebleibens mit Home-Office, Online Lehrveranstaltung & Co. hat sich folgendes abgezeichnet:
Aufstehen zur gleichen Zeit hilft, gefrühstückt und gegessen wird regelmäßig.
Das zubereitete Essen ist frisch. Neue Rezepte oder etwas, das wir schon immer kochen wollten, wird jetzt ausprobiert. Einziger Wermutstropfen: ich bin vertieft ins Arbeiten und versucht aufs Essen zu vergessen. Eine große Hilfe: ein Partner, der einen hungrigen Löwen bekocht.
Jahrelang habe ich es versucht, nun bemühe ich mich regelmäßig zu trinken – Wasser, Zitronenwasser, Tee -, um meinen Flüssigkeitshaushalt in Ordnung zu bringen. Meine Haut dankt es mir.
Dritte Erkenntnis: Der Tagesrhythmus hilft. Regelmäßigkeit bei Essen und Trinken tut gut. Wir gehen täglich abends nach dem Essen eineinhalb Stunden spazieren.


Mein Studienort ist die Fachhochschule Burgenland in Eisenstadt. Vor COVID-19 bin ich an den Wochenenden von Freitag mittags bis Samstag abends dort gewesen. Die Fahrt am Freitag muss rechtzeitig vor 12 Uhr erfolgen, da sonst viel Zeit auf der Tangente mit Teilnahme am Stau verbracht wird.
Da ich nicht zwischen Gebäuden und Orten (wie Eisenstadt oder WU-Wien etc. ) hin-und herpendeln muss, bleibt mehr Zeit. Zwei bis drei Stunden Fahrt fallen weg. Ich nutze die Zeit um mehr zu arbeiten, zu lesen. Auch gehe ich nicht weg um Freunde zu treffen, sondern lese oder diskutiere mit dem Partner.
Vierte Erkenntnis: Zeit habe ich nicht mehr als sonst, aber ich nütze sie anders.
Meine sozialen Aktivitäten laufen seit fast vier Wochen sehr eingeschränkt ab. Meine Großeltern, 87 und 88 Jahre alt und meine Mutter mit 72 Jahren gehören zur Risikogruppe. Den Einkauf für meine Großeltern stelle ich vor der Türe ab. Unser Kontakt beschränkt sich auf´s Telefonieren. Online Tools helfen, um mit Freunden Video Chats am Wochenende zu halten. Es ist ok und hilft in Kontakt zu bleiben. Salsa tanzen ist mit Video Tutoren möglich, das lasse ich aus.
Fünfte Erkenntnis: das Socializing fehlt, wenn es im Anschluss an die intensive Tanzstunde Quatsch und Tratsch gibt. Dani, Claudia, Andrea, …… , Christoph, Peter und Alex….- ihr fehlt mir sehr! Ich freue mich auf ein paar Palatschinken mit wunderbar hausgemachter Marmelade von Alex, Schinken mit Melone, Torten, usw.. im Anschluss an Enchufla doble, mi pa mi, ni pa ti, Barcelona und allen Varianten von Setentas…
Ich bleibe gleich beim Thema „Bewegung: in meine tägliche Routine ist auch Bewegung hineingekommen. Auf unserer langen Reise durch Asien habe ich jeden Morgen Stretching und Übungen für meinen Rücken in den Alltag aufgenommen.
Hier habe ich wieder angesetzt. Seit Monaten wollte ich mich in ein Fitnesscenter einschreiben und immer wieder gedacht: „Das mach ich zwei Monate und dann zahle ich für das Nichthingehen.“ Im Jänner und Februar habe ich begonnen, laufen und regelmäßig eine Stunde schwimmen zu gehen. Nach einem persönlichen Plan, da auch die Betreuung einer an Demenz erkrankten Mutter des Partners in die Zeitplanung einberechnet werden muss. Schwimmen ist im Moment nicht möglich, da die Bäder gesperrt sind. Jedoch mache ich jeden Tag Gymnastik und Stretching mit einer App, die sieben Minuten-Pakete für Beanspruchung unterschiedliche Muskelgruppen anbietet. Die App für die Stärkung meiner Rückenmuskulatur ist ebenso Teil meines Tagesrhythmus. Langsam 40 -50 Minuten laufen gehört alle zwei bis drei Tage dazu.



Sechste Erkenntnis: Sehr lange hat es nun gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Training an meine persönlichen Bedürfnissen angepasst ist das Richtige für mich und hilft. In der Gruppe muss dies nicht sein, denn alleine kann ich besser auf meine Atmung achten, muss nicht auf eine Trainerin schauen, die vielleicht schon in ihrem Programm weitergemacht hat, meine Übungen in der Länge individuell ausdehnen. Manchmal braucht es eine längere Dehnung eines Muskels und ein paar Atemzüge mehr in einer Drehpose beim Yoga. Es gibt mir mehr Energie, wenn ich ein Training in meinem Tempo passend zu meiner Tagesverfassung und meinen Bedürfnissen absolviere.
Zu guter Letzt: die Abendspaziergänge durch die leere Stadt genieße ich sehr. Wenige Autos, selten Spaziergänger, die sich in die Stadt „verirren“. Es ist wunderbar ruhig, auch wenn es fast gespenstisch ist, über einen menschenleeren Kohlmarkt oder den Graben zu gehen. An Häuser hinaufzublicken und wunderschöne Details der Architektur zu entdecken.




Siebente Erkenntnis: Ruhe tut gut, eine Entschleunigung der besonderen Art. Es macht einen Blick auf Details möglich, die sonst in der täglichen Hektik und im Menschengewimmel untergehen.
Wir haben als Stadt bisher Glück gehabt in der Krise. Der wirtschaftliche Aspekt ist die andere Seite der Krise, manche sind bereits schon in ihrer Existenz bedroht, viele Probleme jedoch werden erst in den kommenden Monaten zum Vorschein kommen. Es wird neue Erkenntnisse geben – bei jedem Einzelnen von uns.


Quelle alle Bilder: Eigene 04/2020