The Loop – Tag eins
Bolaven auf dem Sozius eines Rollers
Oktober 2018/ Laos
Gestern sind wir aus Don Khone nach Pakse zurückgekehrt, hatten noch ein gutes Abendessen bei einem Italiener. Gegenüber auf der Hauptstraße ist der Rollerverleih. Jener, den wir nach kurzer online Recherche, mit fast ausschließlichen Empfehlungen, besuchen wollten. Abends hinmaschiert, der Franzose mit gutem Englisch erklärt an Interessierte um 18 Uhr die beste Runde auf dem Bolaven Plateau anhand eines A4-Zettels. Alle markanten Punkte und Abzweigungen sind verzeichnet. Seiner Empfehlung einfach draufloszufahren und vor Ort sich die Unterkünfte anzusehen, folgen wir. Obwohl ich, der kleine Planungsfreak, gerne alles im Voraus weiß, wo ich übernachte, wann und wieviel ich zahle. Gut, es geht um eine Nacht und am nächsten Tag wollen wir wieder nach Pakse zurückfahren. A Loop – eine Runde.
Der Roller wartet. Sieht in Ordnung aus. Ich fahre am Sozius mit. Ein kleiner Rucksack mit dem Nötigsten landet auf meinem Rücken. Meine Nebenhöhlenentzündung ist unter Kontrolle. Es gibt den ersten Helm mit Visier auf unserer Reise für mich. Gegenüber der letzten Fahrt vor einer Woche nach Champasak zum Vat Phou ein richtiges Goodie. Über Nacht steht das Gefährt im Hinterhof des Hotels.

Zeitig nach dem Frühstück geht es los. Bequem sitzen ist wichtig auch für Stunde Fahrt. Raus geht es aus der Stadt, es führt eine anfangs gut ausgebaute vierspurige Straße, die sich später auf zwei Spuren verschmälert, hinauf auf das Plateau, das zwischen 1.000 m und 1300 m hoch auf einem ehemaligen Vulkan gelegen ist. Ein Plateau, auf dem mehrere Volksgruppen leben, die Größte ist die der Laven. Ein kurzer Blick auf die Geschichte zeigt, dass die riesige Anzahl an Bombenabwürfen im zweiten Indochina-Krieg (Vietnamkrieg) ein Minenfeld hinterließ. Wodurch nach wie vor Vorsicht bei Ausflügen geboten ist.
Tad Pha Suam
Rechts und links finden sich Shops von Messerschmieden, Körbeflechtern, usw. Auf den ersten 50 km besuchen wir unseren ersten Wasserfall für heute. Tad Pha Suam. Tad heisst Wasserfall in laotisch. Es ist neun Uhr früh, in der Nähe werden kleine Gästehäuser errichtet. Wir sind die einzigen Touristen. Über eine Holzbrücke geht es zu einem „Restaurant“. Ein junges Paar richtet es gerade her. Die Kochstellen im Freien werden hergerichtet. Alles ist im Aufbau. Tische und Holzpflöcke zum Sitzen sind vorhanden. Essen gibt es noch nicht. Nur Getränke. Ein wunderschöner, ruhiger Platz. Für uns und die Tierwelt.
Thomas wollte den Roller unversperrt stehen lassen. Ich bestehe auf die Kette. Auch, wenn es nur eine Abschreckung ist. Viele Arbeiter sind in der Gegend und schwups ist das Moped auf einem Lastwagen und weg. Hier möchte ich nicht ohne Roller übrigbleiben.

Tad Pha Suam 
Weiter geht die Fahrt gemächlich vorbei an endlosen Kaffeeplantagen 
„Tankstelle“ und Reifenservice – alles gibt es hier. 
„Schau genau“ – langsam fahren ist angesagt, wenn man Wegweiser sucht.
Kaffee und Handgewebtes
Weiter geht es zur Kaffee-Farm von Mr. Viemej bei Salavan. Ein deutsches Ehepaar mit Kind und Guide erhält hier bereits eine Einführung in unterschiedliche Kaffeepflanzen. Wir dürfen mitmarschieren. Katu Textiles – wird scheinbar von seiner Frau betrieben, sie verkauft handgewebte Taschen, Tischläufer etc..; das Moped der Familie hat eine eigene Garage. Eine toll gestaltete Farm mit vielen Details. Auf den Bolaven wird seit der Zeit, als Laos eine französischen Kolonie war, Kaffee angebaut. Robusta oder Arabica – dazu liest man Unterschiedlichstes. Robusta: Die Sorte ist etwas kälteempfindlich, wird gerne zwischen 300-600 m Seehöhe angebaut. Dazu gibt es im Gegensatz die Sorte Arabica, die in höheren Regionen (ab zirka eintausend Meter Höhe unter feuchten Bedingungen, im kühleren Klima ) gut gedeiht. Diese Pflanze wächst langsamer. Die Bedingungen auf den Bolaven mit Vulkanerde und Monunregen sind optimal für den Kaffeeanbau. Farmer haben sich zusammengeschlossen und bieten Kaffee von sehr guter Qualität über Röstereien an.

Bohnen in allen Stadien 

Jungpflanzen – Anzucht 
Sicher ist sicher. Die Garage für das Moped!
Unser Weg führt uns weiter zu einer Dorfgemeinschaft auf der anderen Straßenseite. KInder laufen uns interessiert nach. Ein Geschenk für Thomas: eine getrocknete Kakerlake. Ich zeige einem kleinen Mädchen, was ich gerade fotografiert habe. Ihr gefällt es, sie probiert es auch aus. Es geht mit einem Lächeln. Kommunikation ist so einfach.
Was mich nachdenklich macht: die Kinder, die nicht in der Schule sind, spielen mit ganz einfachen Mittel, lachen, sind fröhlich. Ihre Schuhe sind die Markierungen eines Feldes. Weitspringen ist angesagt.

Spielen – einfach! Flip-Flops als Markierung! Es geht noch ohne Mobiltelefone!
Arbeitsteilung
In einer großen, an den Seiten offenen Hütte ist ein großer Bereich. In einer Ecke liegt ein kleiner Bub zugedeckt am Boden. In wenigen Minuten kommen Frauen von allen Seiten zu dieser Plattform, um ihre selbstgewebten Tischläufern und Taschen in allen Farben und Mustern aufzuhängen und zum Verkauf anzubieten. Nachdem wir kleine Täschchen als passendes Geschenk für unsere Familien zu Hause ausgesucht haben, wird Thomas von 5 Frauen für die Preisverhandlung am Holzboden eingeladen. Der kleine Bub wacht auf und bietet fiebernd an Mamas Seite eine männliche Verstärkung. Die erwachsenen Männer bei den Hütten sind mit Benebelung ihrer Sinne beschäftigt, wie wir vorher beobachten konnten. Die Frauen sind für das Einkommen zuständig.

Unsere Einkäufe werden in unserem Rucksack verstaut, der Einblick in ein sehr einfaches Leben, die Frauen in ihre Hütten verschwindend zurücklassen, fahren wir Richtung Tad Lo weiter. Rechts und links der gut asphaltierten Straße ziehen sich Kaffeeplantagen über das Plateau. Durchbrochen wird das Ganze von Flüssen, die mit Hilfe von schwere Metallbrücken gequert werden können. Eine ist unbefahrbar. Ein Polizist winkt uns trotzdem durch, LKWs und Autos müssen umdrehen. Ich steige ab, Thomas schiebt den Roller. Etwas mulmig ist es schon, über eine geknickte Brücke zu gehen, aber es spart uns einen Umweg. Nach der Brücke bleiben wir stehen. Mit dem Bau der neuen Ersatzbrücke ist schon begonnen worden.

Richtung Tad Lo sind die Häuser einfacher. 
Als wir und der Roller drueber waren, konnte ich fotografieren. 
Die neue Bruecke wird schon gebaut….
Homestay – wir kommen
Die Häuser am Straßenrand lassen mich gespannt auf die auf mich heute Nacht zukommende Unterkunft sein. Mein Schlafsack mit inkludiertem Mosquitonetz ist mit dabei. Schaun wir mal, was kommt.

Im Dorf Tad Lo (wie der gleichnamige Wasserfall) wohnen wir in einem Homestay. Palamei heisst es. Das Zimmer ist groß, kostet knapp 25.000 kip zu dieser Zeit, hat an der Innenseite der Tür den Hinweis: „When you leave the room, please lock the doors and windows; also at night when you go to bed….:“ Sogar Thomas macht das! Das beruhigt mich. Dem Elefant wird die zugesperrte Tür egal sein…. aber… . Ich denke nicht mehr weiter darüber nach. Der Roller darf abends in den Schuppen geschoben werden.

Nachmittags machen wir noch einen Spaziergang zum nahem Wasserfall. Tad Hang. Fünfzehn Minuten von unserem Homestay liegt ein Areal mit einer Lodge am Fluss, die Zimmer für Touristen zur Übernachtung anbietet. In der Nähe sind Elefanten untergebracht.. Ein krasser Gegensatz in der Haltung und im Umgang mit Elefanten zu unserer Erfahrung im Elephant Conservation Centre vor zwei Wochen. Hier werden für Touristen Badevorführungen gemacht. Man kann sie füttern. Ich weigere mich. Da wir schon bei Futter sind….

Wasserfall bei Tad Lo in Sicht 

Badestelle
Laos – ein Dorf…. für Individualtouristen
Das Essen bei Palamei ist sehr lecker, mit französischem Touch, eine junge Frau wohnt und arbeitet hier und hilft in der Küche. Es gibt Pfannkuchen, Obst und guten Kaffee. Auch abends, als wir auf alte Bekannte stoßen, die zu Palamei Abendessen kommen.
Laos scheint ein einzig großes Dorf zu sein. Bei Tad Lo treffen wir wieder auf das deutsche Ehepaar von der Kaffee Farm am Vormittag. Auch die Schweizer, mit denen wir bereits auf den 4000 Inseln vor ein paar Tagen am Abend getratscht hatten, treffen wir hier.
Papier und Buntstifte … mir geht das Herz auf
Nach dem Essen beginnt das deutsche Mädchen bei uns am Tisch zu zeichnen. Ihr ist langweilig mit all den Erwachsenen am Tisch. Plötzlich sind vier kleine Burschen und Mädels da, die begeistert zusehen. Für sie sind Buntstifte scheinbar etwas Ungewöhnliches, Neues, das es nicht in so vielen Farben hier gibt. Kleine Zettel sind schnell aus einem Notizbuch von uns Reisenden gerissen und eine Malrunde beginnt. Selten habe ich Kinder in unserem Land so begeistert auf kleinen Zettel zeichnen gesehen. Spitzer – noch nie gesehen. Es fasziniert die Kinder, was es alles gibt. Auch ein Vierzehnjähriger bleibt beim Tisch stehen und beginnt zu zeichnen. Faszination Papier und Buntstifte in allen erdenklichen Farben. Eine Zeichnung bekomme ich geschenkt. Sie wird in meiner Reisekiste verwahrt als Erinnerung an kleine, zeichnende Wesen mit dunklen Haaren, großen Augen und einem breiten, freundlichen Lächeln.

Das Plaudern und der Austausch mit anderen Reisenden tat gut. Nach einem anstrengenden Tag fallen wir um elf Uhr abends in unsere Betten. Ich, gut behütet vom Mosquitonetz, vorher noch alles abgesucht nach möglichen Tieren, die krabbelnd oder kriechend unser Zimmer erobert haben könnten. Thomas`Bett ohne Netz, aber dafür gleich beim Ventilator. Den er gar nicht braucht, denn es ist angenehm kühl bei zirka 20 Grad in Tad Lo. Morgen geht es weiter auf dem Roller. Dazu im Teil zwei dieses Beitrags.

Tag eins im Stacato: Rücksitz = der perfekte Platz zum Fotografieren, zum Staunen, zum Beobachten – Reisegeschwindigkeit anpassen – Langsamkeit und Landschaft geniessen – sehr angenehm hier, zehn Grad kühler ist es auf dem Plateau – Respekt von Eigentum und Grund wichtig – wir lassen Leute auf uns zukommen – zu Kindern geht es besonders leicht Kontakt zu bekommen – Einverständnis vor dem Fotografieren von Personen – Fotos herzeigen öffnet, ermöglicht Kontakt. – bewegende Momente im Herzen mitnehmen.