Abseits von Hoi An

Abseits von Hoi An

Wenn auch in weiter Ferne, so scheint mir ein Beitrag über Erholung, Sehnsucht und Reisen in die Ferne, trotz Krise und COVID19-Pandemie angebracht.

Auf unserer Reise durch Vietnam 2018 haben wir nach ein paar anstrengenden Tagen in Hoi An, die wir mit einem guten Freund verbrachten, etwas Pause benötigt. Wir hatten noch ein paar Tage übrig, bevor wir Vietnam verlassen und nach Nordthailand weiterreisen wollten.

Unsere Kriterien für den passenden Platz zur Erholung waren:

  • Zu unserem Abflughafen Da Nang sollte es nicht mehr als eine Stunde Anreise sein,
  • das Meer sollte in der Nähe sein,
  • ein Hostel oder Homestay, und auf gar keinen Fall einer der Hotelkomplexe, die wir bei unserer Fahrt von Hue nach Hoi An gesehen hatten,
  • preislich sollte es bis 50 EUR/Zimmer sein,
  • Essensmöglichkeiten in der Nähe der Unterkunft bevorzugt,
  • sauber
  • Bewertung auf unseren Such-Plattformen von „hervorragend“, über “ausgezeichnet“ bis „sehr gut“.

Nein, bitte nicht mit den Augen rollen, liebe Lesenden. Wir sind nicht wählerisch. Es ist Vorsaison bzw. Nachsaison, wir sind fast vier Monate nun unterwegs gewesen und wollen zwischendurch als Reisende mit 50+ gut untergebracht sein und uns wohl fühlen.

Eine Mittagspause im Hotel in Hoi An und die Entscheidung ist gefallen: wir wollen nach An Bang, ein Fischerort an der Küste zum Südchinesischen Meer, nur 3 Kilometer von Hoi An entfernt. Ruhig gelegen, entspricht allen unseren Kriterien.

Wir verlassen Hoi An am späten Vormittag mit einem der großen in Asien sehr gebräuchlichen Fahrtendienste. Fünfzehn Minuten später werden wir auf der Hauptstraße Ngyuyén Phan Vinh samt Gepäck abgestellt. Ende der Fahrt. Die Gassen sind schmal, sie reichen für die Mopeds und Fahrräder.

Abseits der Hauptstraße in An Bang – Quelle Bild: eigene 11/2018

Daher geht es mit rollendem Gepäck zirka 200 Meter weiter Richtung Meer. Im Schatten der hohen Bäume geht´s sichs leichter. Die Pension bzw. das kleine Hotel liegt 50 Meter vom Strand entfernt. Wir werden offen und freundlich von einer jungen Vietnamesin empfangen und zu unserem Zimmer im ersten Stock gebracht.

Ankommen in An Bang

Alles sauber, neuer, dunkler Laminatboden im großen Zimmer. Alles frisch. Bad mit Schiebetüre, Balkon inklusive Türe mit einem etwas zerdrückten Ex-Mitbewohner. Keine weiteren Mitbewohner mit 4 oder mehr Beinen entdeckt. Im kühlen Frühstücksraum im Erdgeschoss erwartet uns und eine Familie aus Australien sowie zwei junge Paare jeden Morgen ein Frühstück mit Obst, Eiern, Toast und Kaffee und Saft. Nach Tagen mit Stadtbesichtigungen, Radtouren ins Umland von Hoi An freuen wir uns auf Ruhe, Erholung und Meer. Das ist das Stichwort, denn wir wollen rasch an den Strand.

Das Ankommen an diesem Strand ist für mich mit viel Emotion verbunden. Warum kann ich nicht sagen. Es bewegt mich. Dieser Ort ist wunderbar, ruhig. Ich bin sehr froh hier zu sein.

Zeitig in der Früh vor dem Frühstück gehe ich den Strand Richtung Süden ab. Jogger laufen vor mir über tausende in der Nacht an den Strand gespülte Muscheln. Krabben flitzen zwischen Sandlöchern hin-und her. Ich weiß gar nicht wohin ich treten soll bzw. meine Linse zum Fotografieren richten soll. Touristengruppen gibt es hier auch, die Morgensport am Strand machen.

Tagsüber

Untertags beobachten wir zwischen Schlaf- und Lesephasen die Fischer, die mit ihren Körben ohne Motor aufs Meer hinausfahren und später wieder zurückkehren, um Shrimps fangfrisch an Mopedboten zu übergeben, die diese nach Hoi An bringen. Die Körbe sollen sehr widerstandsfähig sein, auch bei hohem Wellengang. Wenn der Fang an Land geschoben wird, müssen mehrere Männer anpacken.

An einem Tag leihen wir uns vormittags Fahrräder in unserer Unterkunft aus. Kostenlos. Wir fahren nach Tra Que, das auf halbem Weg nach Hoi An liegt. Es erwartet uns Urban Gardening, ohne künstliche Dünger, alles per Hand, die Aussaat, das Jäten, das Ernten. Morgens ist es noch nicht so heiss. Einen Kochkurs, wie er überall online angeboten wird, haben wir diesmal nicht gebucht. Wir wollen nur einen Ausflug machen, Rad abstellen und beobachten.

Der Heimweg in der Rad-und Mopedspur ist mittags etwas entspannter. Es sind nicht so viele LKWs wie am Morgen unterwegs. Nach dem Radausflug gibt es zur Stärkung am Strand Pho Ga (Hühnersuppe mit Nudeln und Gemüse) und gebratene Frühlingsrollen. Die Maracujas als Nachspeise sind genial. So reif und gar nicht sauer.

Abends

Abends versuchen wir jeden Tag ein neues, kleines Lokal. Eines besser als das Andere. Immer ist die ganze Familie in die Gästebewirtung und Verköstigung einbezogen. Am letzten Abend werden wir im Phuong´s Beach Restaurant von der Mutter bekocht. Der Weg zum Lokal führt durch kleine Gässchen, an einem schönen Wandbild vorbei. Das Lokal selbst ist orginell und mit einfachen Mitteln dekoriert. Mir gefällt´s, und es schmeckt uns hier sehr gut. Wasserspinat und Shrimps und vietnamesische Frühlingsrollen.

Abends noch bei einer Familie zwei Gassen weiter die Wäsche zum Waschen abgegeben. Preis pro Kilo. Vor unserer Abfahrt um 10 Uhr morgens Richtung Flughafen holen wir die gewaschene Wäsche ab. Perfekt. Damit kommen wir wieder vierzehn Tage aus.

Die Abreise fällt schwer. Der Platz ist wunderbar, vielleicht nichts Besonderes. Die Leute sind freundlich, es ist alles sehr unkompliziert, es sind durch die kleinen Pensionen, Villas und Homestays in diesem Abschnitt noch eine überschaubare Anzahl Touristen. Wir kommen wieder, es gibt in Zentralvietnam noch viel zu entdecken.

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