Alles braucht Struktur

Alles braucht Struktur

Informationsarchitektur

Das zur Verfügung stellen von Informationen auf Websiten ist heutzutage schon sehr einfach geworden. Video-Tutorials, Fachbücher und Tools zum Erstellen einer Website helfen dem gestaltungsfreudigen Wissensteiler bei der Umsetzung seines Projektes und lassen schnell die ersten Erfolgserlebnisse im World Wide Web herumgeistern. Professionelle Websites werden meist von Spezialisten entworfen, damit die gewünschte Zielgruppe mit den passenden Informationen versorgt wird. Die Informationsarchitektur beschäftigt sich mit dem Prozess der Gestaltung solcher Informationsangebote.

Eine gute Informationsarchitektur, d. h. die Struktur der Informationen auf einer Website, in einer App, im Intranet, etc. hilft dem Nutzer sich ohne Vorkenntnisse rasch zu orientieren und für ihn relevante Informationen auf kürzestem Weg zu finden. Das Ergebnis des Gestaltungsprozesses ist eine verständliche, intuitiv bedienbare Oberfläche, auf dem die dargebotenen Informationen in Form von Daten, Fakten, Bildern, Videos, Produkten etc. gut strukturiert dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden und mit Hilfe der Navigation leicht auffindbar sind.

Im gesamten Prozess der Erstellung einer Informationsarchitektur, d. h. von der Analyse, dem Research, der Strategie, dem Design bis zur Implementierung sollte der Kunde bzw. Nutzer der Website im Mittelpunkt stehen. Damit StudentInnen des Masterstudienganges „E-Learning und Wissensmanagement“ der FH Burgenland Informationen in Wissen und danach in Kompetenz umwandeln, gab es im März 2020 ein neues Projekt.

Die Baustelle ist eröffnet

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Wissensorganisation bestand unsere Aufgabe in der Analyse einer bereits bestehenden Website, zu der wir, als vierköpfiges Team, Bezug haben sollten. Unser Team setzte sich daraufhin mit der Website der Österreichischen Hochschülerschaft der Donau Universität Krems (ÖH DUK) näher auseinander.

Zielgruppe

Zielgruppe sind alle aktiven Studierenden der Donau-Universität Krems. Die Studierenden verfügen zumeist über eine längere Berufserfahrung. Das Durchschnittsalter der Studierenden beträgt ca. 38 Jahre.

Ziele der Webseite der ÖH DUK

Information und Hilfestellung für Studierende der Donau Uni Krems sowie Kommunikation über die Leistung der ÖH DUK – Marketing.

Abbildung oben: Die Navigation der Website der ÖH DUK
Screenshot der Startseite der Website der Österreichischen Hochschülerschaft der Donau Universität Krems, vom 23.6.2020/19:05 Uhr
Abbildung oben: Screenshot der Startseite der Website der Österreichischen Hochschulerschaft der Donau Universität Krems, erstellt am 23.6.2020 /19:05

Aus dem Potpouri der Methoden und Tools für unsere Analyse

Mindestens je eine aus jedem Bereich Inhalt – Benutzer – Kontext sollte gewählt und angewendet werden:

Kontextanalyse: Technikfolgenabschätzung und Hintergrundrecherche – was sind kurz-und langfrisitge Ziele? Wie sehen Zeitplan und Budget aus? Was ist die angestrebte Zielgruppe? Warum besuchen Personen diese Website? Welche Aufgaben sollen BesucherInnen dieser Seite durchführen können? Wie wird der Inhalt erstellt, organisiert, von wem? Was hat bisher gut funktioniert und was nicht?

Inhalt: Content-Mapping und Benchmarking

Benutzer: Beobachten im Kontext

Abriss nicht erforderlich – Umbau erwünscht

Ein Auszug der kleinen „Baustellen“ mit Potential zum Umbau findet sich hier:

  • Eindeutige Begriffe für die Navigationspunkte verwenden – Begriffe mit der Zielgruppe testen, um „Amtsdeutsch“ und Betriebsblindheit zu vermeiden 
  • Mouse-Over Funktionalität für das Sub-Menü durch ein klickbares Untermenü ersetzen Volltextsuche implementieren 
  • Linkbeschriftungen eindeutig wählen; Links und deren Zustände (hover, visited) im CSS-Style gemäß gebräuchlicher Usability Best Practice hinterlegen 
  • Ausgewogene Verteilung der Inhalte auf alle Navigationspunkte, um eine Balance in Breite und Tiefe zu erreichen Verhältnis Bild/Text 30 zu 70 
  • Auf der Startseite deutlich und klar kommunizieren, wer die ÖH DUK ist und welches Service für Studierende angeboten wird.  
  • User-zentrierte Aufbereitung der InhalteInhalte als Infografiken anschaulich aufbereiten Wichtige Shortlinks als Icons als Zusatzinformation auf der Startseite  

Präsentation mal anders

Nach dem vielschichtigen Prozess der Analyse fand letzte Woche die Präsentation der Ergebnisse vor StudienkollegInnen und Lektorin statt. Zuvor hatten wir fünf Testpersonen beim Bedienen und Suchen auf der Website beobachtet; sie äußerten laut ihre Gedanken dazu und wurden dabei gefilmt. Um deren Ergebnisse zu untermauern, ersuchten wir unserer StudienkollegInnen bei der Ergebnispräsentation nochmals um Mithilfe. Wir forderten sie auf, die Website der ÖH DUK aufzurufen, die Begriffe in der Hauptnavigation anzusehen und ihre Vermutung zu den dahinter-liegenden Inhalten mit den tatsächlichen Inhalten zu vergleichen. Die Ergebnisse wurden auf einem virtuellen Board festgehalten. Mehr dazu findet man in einem kurzen Video.

Der Blick nach vorne

Nachdem wir gemeinsam in unserem Projektteam Rückschau gehalten haben, können wir den Blick nach vorne richten. Unsere Erkenntnisse sind:

  • Die Ressourcen um die Informationsarchitektur einer Website zu erstellen, sind nicht zwingend mit hohem monetärem Aufwand verbunden, jedoch ist ein entsprechender zeitlicher Rahmen sehr großzügig einzuplanen.
  • Ausreichend Zeit für Recherche und Analyse (zu Tools, Konkurrenzwebseiten, Gesprächen mit Stakeholdern, Test im Kontext etc.) einplanen.

Daraus folgende Fragen stellen, um eine Strategie zu entwickeln:

Wer ist meine Zielgruppe/mein Kunde/der Besucher meiner Website? Die wichtigste Frage von allen, unserer Meinung nach.

Was bietet die Konkurrenz-Website?

Welche Features und Funktionen will ich anbieten? Weniger ist mehr! Grobe Skizzen anfertigen.

Erste Sitemap skizzieren! Struktur wird ersichtlich!

Nach ersten Skizzen Wireframes anfertigen. Hier liegt der Fokus auf dem „Wo kommen Text, Bild, Kategorien, Menu hin?“ nicht auf dem „Wie sieht der grafische Stil aus? Farbe, Schrift …kommt später!

Vom Groben ins Detail, d. h. anfangs Blöcke (Bild, Text, Kategorien), in weiterem Prozess Text und Grafiken hinzufügen.


Ein Content Inventory anlegen – falls es noch keines gibt bei einer bestehenden Website – , damit behält man einen Überblick: Was liegt auf der Website für Inhalt? Welche Elemente (PDFs, Bilder, HTML Seiten, Textdateien, Filme, etc..) sind vorhanden? Diese Übersicht hilft bei Aktualisierungen, Löschung von nicht mehr aktuellen Elementen, etc.

Reden, reden, reden: Kommunizieren ist essentiell im gesamten iterativen Prozess. Enge Zusammenarbeit ist mit allen Beteiligten z.B. auch Textgebern, Designern etc. notwendig.

Testen, Testen, Testen (unterschiedliche Techniken nutzen, zusätzlich Meinungen einholen), Screencast mit einfachen Fragestellungen an die Tester (5 Personen reichen aus um 85 % der Probleme zu identifizieren).

Viele Tools zur Analyse sind online frei verfügbar – für Screencasts, für eine einfache Analyse des Ist-Wireframes, Erstellung von Wireframes auch für Ungeübte mit frei verfügbaren Tools möglich.

Und zum Schluss, wie bei allen Prozessen – messbar machen und auch tatsächlich messen, Statistiken anschauen, wer besucht wann meine Website? Was wird gesucht?

Und damit wirklich alles passt, sollte die Search Engine Optimization (SEO) nicht zu kurz kommen und Teil jeder Analyse einer bestehenden Website sein.

Dieser Beitrag ist Teil einer Reflexion unserer Projektarbeit (Helga Haslinger, Paulina Paulova, Iris Wanner und Sabine Szeidenberger – im Juni 2020)
Quelle Beitragbild: S. Szeidenberger/aufgenommen Bangkok 07/2018/alle Rechte vorbehalten
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