Ich reduziere mich – Teil 1
Reduziere dein Gepäck. Diesen Satz habe ich oft vor Beginn einer sechsmonatigen Reise 2018 gehört. Wie es zu meinen Entwicklungsschritt von „ohne einen großen Koffer geht das nicht“ zu einem neun Kilogramm Tagesrucksack mit kleiner Handtasche für Kambodscha kam, findest du hier.
Planen und entscheiden
Die ersten sechs Wochen zum Inselhüpfen in Griechenland bin ich mit dem achtzig Liter Rucksack Trolley von Osprey geflogen. Die Überlegung zum Kauf dieses tollen Stückes war:
- Es soll leicht zu packen sein, d.h. mit Zipp und von vorne zu öffnen. Nicht ausschließlich von oben zu befüllen wie viele der Trecking Rucksäcke.
- Rollen soll das Stück auch haben, die groß und stabil genug sind, über holprige, steinige Straßen und Wege in Südostasien bewältigen zu können.
- Durch´s Wasser z.B. wenn man aus einem Boot aussteigt, soll er auch noch tragbar sein. Das beinhaltet die Funktionalität Träger, wie ein Rucksack sie hat. Diese Träger sollten gepolstert sein, da sich zwanzig Kilo Gepäck damit leichter tragen lassen. Wichtig ist, dass diese Träger nicht außen herumbaumeln, wenn man sie nicht braucht. Also sie müssen in ein extra Fach rein.
- Ein kleines von außen zugängliches Außenfach war auch auf meiner Wunschliste.
- Stabile Traggriffe oben und seitlich, sowie zusätzliche Möglichkeit zur Fixierung von z.B. Flossen, sollen auch dabei sein.
- Da ich bereits einen Bandscheibenvorfall habe, war ein weiteres Kriterium: leicht muss er auch sein.
- Ein strapazfähiges Material für die Oberfläche, das auch 20 Flüge problemlos übersteht, Monsunregen abperlen lässt …
- Eine außergewöhnliche Farbe – kein schwarz, rot oder blau – ist Pflicht. Ich will rasch erkennen, wo es am Gepäcksband ist und es nicht mit Gepäcksstücken anderer Reisenden verwechseln.
Nach langer Internet-Recherche in diversen Reiseforen und Shopping-Bewertungen habe ich meinen „Wunderwuzzi“- Begleiter mit den oben genannten Features in grün gefunden.
Es zahlt sich aus Bewertungen zu lesen, wo und wie lange die Leute mit dem Gepäcksstück unterwegs waren und welche Kriterien für sie bei der Auswahl entscheidend waren.
Der Abflug naht
… und Berge an Kosmetika, Medikamente, Gewand liegen auf dem Boden und Sofa verteilt. Ich sitze mitten drinnen und packe. Als ich meinen Rucksack-Trolley schließen will, kommt die Ernüchterung: So geht das nicht, denn ich möchte ja auch Souvenirs nach fast 5 Monaten Reise mit nach Hause nehmen. Wenn jetzt schon kein Platz mehr ist, muss ich etwas ändern.

Plan B – es muss weniger werden
Bekleidung wird reduziert – wir werden waschen bzw. waschen lassen, d.h. max. 10 Tage sollte das Mitgenommene reichen. Kleider werden auf zwei an der Zahl reduziert – leicht, knitterbar. Hosen müssen flexibel sein – abzippbare Hosenbeine, leicht zusammenrollbar, eine Legging zum Unterziehen falls die Klimaanlage doch zu kalt ist oder die Mosquitos abends auf der Terrasse zu lästig werden.
Schwimmutensilien – wir werden ja immer wieder am Meer sein – müssen mit.
Kosmetika werden reduziert. Das Wichtigste für mich ist Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor für empfindliche Haut, und die möchte ich nur hier kaufen. Egal, wo auf dieser Welt ich bisher war, die ist meist teuer. Und Deo, ebenfalls für empfindliche Haut und ohne Aluminium. Das Gewohnte muss mit. Alles andere bekomm ich in größeren Orten. Duschgels, die in sämtlichen Hostels und Unterkünften zur Verfügung stehen, von anderen Leuten zurückgelassen werden (weil der Koffer aus allen Nähten platzt), habe ich im Lauf der Reise durch Seife ersetzen gelernt. Absolut platzsparend und die Plastik-Flasche fällt weg. Die Frage, was wichtig ist im Leben, kommt schon mal vor Reiseantritt auf.
Schuhe – ein Thema, das so manche Frau auf Reisen in große Entscheidungsnot bringt. Von den Anfangs eingepackten acht (!) Paar Schuhen wie Flip Flops, leichte Sneakers, Sportschuhe mit gutem Profil, Sandalen, ein paar Schuhe falls wir doch ein Theater besuchen wollen, Badeschuhe, usw. bleiben sechs Paar übrig. An dieser Stelle möchte ich allen augenrollenden Männern mein Mitgefühl aussprechen. Ich verstehe nun …. Mit den schwersten Schuhen, den Sportschuhen, wird geflogen, die restlichen Paare sind sehr gut im Gepäck verteilbar.
Badetücher & Co. – es gibt sie überall, in guten Hotels zum Ausborgen, jeden Tag frisch; in Hostels sollte man sein eigenes Microfaser Hand-bzw. Badetuch mithaben. Das eignet sich auch sehr gut für den Strand als Unterlage und die Sarongs aus Baumwolle, die es überall zu kaufen gibt, sind multifunktionell einsetzbar und waschbar.
Das Beste – mein Kokon – ein Schlafsack mit Mosquitonetz: – muss mit: Für Reisende, die wie ich eine ruhige mosquitofreie Nacht bevorzugen, gibt es einen seidenleichten mit Baumwolle gefütteteter Schlafsack mit Mosquitonetz, alles zuzippbar, maschinenwaschbar. Mein Cocon. Habe ich vorher mit Insektenmittel für Bekleidung behandelt. Perfekter Begleiter im Liegewagen durch Vietnam, dort ist es eiskalt im Zug, Kakerlaken krabbeln nicht über mein Gesicht und unter meine Decke. Weiterer Vorteil: Meine Handtasche mit Dokumente kann ich drinnen verwahren und beruhigt schlafen. Es gibt diesen Reisebegleiter in den Größen M – für eine schlanke Person ohne Bewegungsdrang, L – für Personen mit mehr Platzbedarf, XL – für zwei Personen bzw. für mich, die gemütlich schlafen möchte. Essentiell: es sind 1,4 Kilo meines Reisegepäcks!
Dinge, die mit müssen sind: Dokumente, Laptop, extra Ladeakku, Ladekabel, Fotoapparat (hatte ich bis Singapur nicht mit, mein Mobiltelefon macht tolle Fotos), Schreibzeug, kleine Stofftasche, Teebeutel, Regenschutz für den Trolley und Regenponcho für sich selbst, Medikamente (inkl. Malariamittel, Verbandszeug, getrocknete Heidelbeeren, usw.)
Das war eine kurze Übersicht meiner Ausstattung, die mit Trolley zwanzig Kilogramm wog und die ich nach Bangkok mitnahm. Nach mehr als 45 Jahre meines Lebens mit Koffer reisend, sollte es anders kommen. Ein tolles Hostel in Bangkok war mir dabei behilflich. Im zweiten Teil dieses Beitrags geht es um die weitere Reduktion auf neun Kilo Reisegepäck für drei Wochen durch Kambodscha – Individualreise.
Alle Fotos in diesem Beitrag: eigene/2018